Am 12. Mai 2025 unternahm eine Gruppe von Mitgliedern des Lettischen Vereins in Hamburg e.V. einen Ausflug nach Lüneburg. Dort, am Nordost-Institut (IKGN), ist unser Mitglied, der Historiker Detlef Henning, als wissenschaftlicher Mitarbeiter tätig. In einem Vortrag informierte er umfassend und lebendig sowohl über die Arbeit des Instituts als auch über sich selbst als Forscher auf dem Gebiet der lettischen und baltischen Geschichte.
Das Nordost-Institut führt wissenschaftliche Forschungsarbeiten zur Geschichte der baltischen Staaten, Polens, der Ukraine und Russlands durch. Besonderes Augenmerk wird auf die deutsche Bevölkerung dieser Länder und ihre Interaktion mit der einheimischen Bevölkerung gelegt. Jeder am Institut tätige Wissenschaftler hat sein eigenes geografisches Arbeitsgebiet. Die Forscher beherrschen die Sprache des Landes, für das sie zuständig sind. So verfügt beispielsweise Detlef Henning, der sich vorwiegend mit lettischer Geschichte beschäftigt, über ausgezeichnete Kenntnisse der lettischen Sprache. Andere Wissenschaftler verfügen über gute Kenntnisse der estnischen, litauischen, ukrainischen usw. Sprachen.
Das Institut veröffentlicht zahlreiche Bücher. Detlef Hennings Bibliographie ist recht umfangreich. Sein neuestes Buch befasst sich mit der Geschichte der lettischen Geschichtsschreibung (www.harrassowitz-verlag.de/title_7645.ahtml). Eine Übersetzung ins Lettische ist vorgesehen. Zuvor hat er an der Herausgabe des umfangreichsten Werks der Geschichte des Baltikums mitgewirkt – "Das Baltikum. Geschichte einer europäischen Region"-
https://www.latviesihamburga.de/das-baltikum-geschichte-einer-europaischen-region/
Detlef Henning konnte Lettland bereits in den 1980er Jahren kennenlernen. Mit einem Stipendium der Lettischen Kulturstiftung verbrachte er ab August 1989 dreizehn Monate in Riga und lebte in einem Studentenwohnheim. Er beteiligte sich an der viel beachteten Menschenkette durch alle drei Baltischen Staaten „Baltischer Weg“ teil, und nahm an Demonstrationen in Riga teil, die die Unabhängigkeit Lettlands forderten. Er befand sich am 4. Mai 1990 vor dem Parlamentsgebäude, als der Oberste Sowjet der Lettischen SSR die Wiederherstellung der Unabhängigkeit beschloss. Solche Erfahrungen hat wohl kaum ein anderer Deutscher gemacht.
Die Exkursionsteilnehmer konnten einen Teil des Instituts besichtigen, darunter die großzügige, technisch moderne Bibliothek. Anschließend besuchten die Teilnehmer das nahegelegene Ostpreußen-Museum, wo eine Abteilung der Geschichte der Deutschbalten gewidmet ist.
Vielen Dank an Detlef Henning für diese wunderbare Möglichkeit, dass die Mitglieder des Lettischen Vereins in Hamburg einen kleinen Einblick in die baltische Geschichtsforschung bekommen konnten!
Nach alledem wäre es eine Sünde gewesen, an diesem warmen und sonnigen Apriltag nicht noch eine Stunde gemeinsam an den Tischen auf der Straßenterrasse eines nahegelegenen Brauereigasthofs zu verweilen.
Text: Andris Zemītis
Fotos: Zane Valtere